In diesem Kapitel beschäftigen wir uns hauptsächlich mit GIMP, stellen Ihnen aber auch andere interessante Anwendungen für Ihre eigenen Erkundungstouren vor.
The GNU Image Manipulation Program (GIMP) ist ein freies Programm, das es ohne Weiteres mit proprietären Anwendungen wie Adobe® Photoshop® oder Corel® Painter™ aufnehmen kann. Zu seinen Fähigkeiten gehören fortgeschrittene Arbeiten der Bildverarbeitung, wie beispielsweise Beschneiden, Skalieren, Mal- und Zeichenmodus, Farbänderungen, usw. Seine wahren Stärken liegen aber in der Erweiterungsfähigkeit und in den Scripting-Optionen, mit denen man GIMP problemlos in Programme und Scripts integrieren kann. Damit kann GIMP auch als Modul einer Bildverarbeitungssoftware in der Massenproduktion verwendet werden.
Den normalen Benutzer verführt GIMP mit seinen erweiterten Funktionen für Bilder und Formate im Internet. Das Erstellen von Animationen ist sehr einfach, die Optimierung Ihrer Kreationen für das Web sowie die umfassenden Eigenschaften in der Fotobearbeitung bieten Ihnen einen unverzichtbaren Vorteil.
Poweruser, Herausgeber von Zeitschriften und Spezialisten im Dokumentmanagement profitieren von den einzigartigen Scripting-Eigenschaften und der ergonomischen Qualität seiner Funktionen.
GIMP leidet wie die meisten Grafikdesign-Programme der Freien Software unter der Tatsache, dass Standards der Druckvorbereitung wie PANTONE® Color Systems proprietäre und geschlossene Standards sind. Daher gibt es in GIMP keine wirklich benutzbaren Implementierungen dieser Standards. Auch die Dominanz der Apple-kompatiblen Computer im grafischen Bereich fordert eine größere Anstrengung, professionelles Drucken mit GIMP zu erreichen, es ist aber möglich. Eine weitere Einschränkung ist die interne 8-Bit/Kanal-Darstellung für Fotografien, während ein professioneller Digital-Fotograf 16 Bit pro Kanal benötigt.
GIMP enthält eine umfassende Dokumentation. Wenn das Paket gimp-help
installiert ist, genügt ein Druck auf die Taste F1 und Sie sehen einen Hilfeindex für die aktuelle Funktion, während die Kombination Umschalt-F1 eine Kontexthilfe aufruft.
Auch im Internet ist GIMP sehr gut dokumentiert und es gibt sehr viele frei zugängliche Hilfequellen. Mehr Informationen über die verfügbaren GIMP-Dokumente finden Sie auf der The GIMP Website.
Starten Sie GIMP über das Hauptmenü ( + → .
Anders als bei Adobe® Photoshop® öffnen sich beim Start des GIMP gleich mehrere Dialoge. Der Wichtigste davon ist sicherlich die Werkzeugbox (siehe Abbildung 5.1, „Oberfläche des GIMP“). Sie enthält die Hauptfunktionen des GIMP und bietet den Zugang zu anderen Tätigkeiten.
GIMP liebt die Vielfalt. Daher gibt es im Allgemeinen viele Wege, die zum gleichen Ziel führen. Im Folgenden lesen Sie etwas über verschiedene Konzepte und wie sie im GIMP wirken.
Aus dem GIMP-Hauptmenü (auch „Toolbox“ genannt) starten Sie die grundlegenden Funktionen des Programms, wie beispielsweise das Öffnen von Dateien, Anlegen neuer Dateien, usw.
Wenn Sie ein Bild geöffnet oder erstellt haben, erreichen Sie die meisten wichtigen Funktionen durch einen Rechtsklick in die Bildanzeige: Schließen, Speichern, Speichern Unter, Dialoge, Filter, usw. Wir werden dieses Menü im folgenden Text mit „Bildmenü“ bezeichnen.
Einige der wichtigsten Konzepte, die man zum erfolgreichen Arbeiten mit einem hochentwickelten Grafikdesign-Programm wie GIMP verinnerlichen muss, betreffen die Ebenen, die Formate und die Bild-Modi. Vereinfacht gesagt, fügt die digitale Bildbearbeitung eine vierte Dimension ein: die Ebenen. Grafiken und Bilder werden vertikal aufgebaut (wie Animationen) und jede Ebene besitzt benutzerdefinierte Eigenschaften, die mögliche weitere Aktionen bestimmen. Der Bildmodus definiert die innere Struktur des grafischen Elements. So erlaubt ein RGB-Bild andere Aktionen und Eigenschaften als es bei einem Graustufen-Bild möglich wäre. Auch das Dateiformat bestimmt, welche Operationen mit der Datei durchgeführt werden können.
Wann immer Sie bei den im Folgenden beschriebenen Aktionen Schwierigkeiten haben, sollten Sie zuerst diese drei Elemente prüfen, bevor Sie falsche Schlüsse ziehen.
Eine Datei öffnen. Wählen Sie → aus dem Menü. Ihr gewähltes Bild erscheint in einem neuen Fenster. In diesem Fenster können Sie das Bildmenü aufrufen (Datei, Bearbeiten, Auswahl, usw.). Das gleiche Menü erreichen Sie mit einem Rechtsklick, wie in Abschnitt 1.1.3.2, „Rechtsklicks“ beschrieben. Abhängig von dem Format der geöffneten Datei werden Sie Fragen zu Details des Formats und seiner Konversionen beantworten müssen. Tastaturkürzel: Strg-O.
Erstellen einer neuen Datei. Wählen Sie Abbildung 5.2, „Erstellen einer neuen Datei“). Sie können auch eine Vorlage aus der Pulldownliste bestimmen, in der die meisten Parameter bereits eingetragen sind. Nach einem Klick auf wird das Bild in einem neuen Fenster erstellt. Tastaturkürzel: Strg-N.
→ aus dem Menü. In einem Dialog können Sie die Größe des Bildes in verschiedenen Maßeinheiten angeben (Pixel, Zoll, Millimeter, usw.) sowie die Ausrichtung des Bildes (Quer- oder Hochformat) und andere Optionen festlegen (sieheSpeichern einer Datei. Beim ersten Speichern einer Datei oder bei der Option Speichern Unter erscheint ein Dialogfenster, in dem Sie den Namen und den Speicherort des Bildes eingeben können. Noch wichtiger ist dabei die Definition des Dateityps, beispielsweise JPEG oder PNG. Tastaturkürzel: Strg-S zum Speichern, Umschalt-Strg-S zum Speichern Unter.
Die Werkzeug-Box enthält die grundlegenden Designwerkzeuge. Wenn Sie die Maus über ein beliebiges Symbol darin bewegen, erscheint der Name und das Tastaturkürzel in einer Hilfe-Blase. Die Optionen der Werkzeuge finden Sie in so genannten Docks, Fenstern, die an der Werkzeug-Box andocken. Wir wollen hier nicht jedes Werkzeug im Detail beschreiben, da es bereits genügend Bücher über den GIMP gibt, die Ihnen weiterhelfen können. Beachten Sie nur, dass alle Aktionen auf der gerade aktuellen Ebene stattfinden.
Dieses Fenster zeigt das neue oder geöffnete Bild an. Die in der Werkzeug-Box ausgewählten Werkzeuge werden auf den Inhalt dieses Fenster angewendet.
Am Fuß des Fensters sehen Sie eine Prozent-Angabe. Das ist das Vergrößerungsverhältnis. Klicken Sie darauf, um eine andere Vergrößerung einzustellen. Eine lineare Veränderung der Anzeige erreichen Sie mit der Tastatur: + vergrößert und - verkleinert die Ansicht. Mit der Taste 1 erreichen Sie die Originalansicht (100%).
Alle Operationen können rückgängig gemacht und wiederholt werden. Im Menüpunkt + , Sektion Umgebung, können Sie die Anzahl der verfügbaren Journalschritte sowie den dazu benötigten Speicher einstellen. Bedenken Sie, dass beide Einstellungen eine Auswirkung auf den Arbeitsspeicher haben und es schwierig oder sogar unmöglich werden kann, große Bilddateien zu bearbeiten.
Wählen Sie → aus dem Bildmenü oder drücken Sie die Tastenkombination Strg-Z, um die letzte Aktion rückgängig zu machen.
Mit → im Bildmenü oder der Tastenkombination Strg-Y wiederholen Sie die letzte Operation.
Die Operationen Kopieren (Strg-C), Ausschneiden (Strg-X) und Einfügen (Ctrl-V) sind auch in GIMP verfügbar, sowohl innerhalb eines Bildfensters als auch zwischen allen geöffneten Bildfenstern. Inhalte können auch als Ebene eingefügt werden.
Mit den Menüpunkten → (Tastenkombination: Strg-L); → ; → im Bildmenü erreichen Sie die jeweiligen Dialoge für Ebenen, Kanäle und Pfade (siehe Abbildung 5.4, „Ebenen, Kanäle und Pfade“).
Im GIMP können Sie eine unbegrenzte Anzahl von Ebenen einrichten, von denen jede ihre speziellen Eigenschaften besitzt.
In einem Bild mit RGB-Farbkanälen gibt es drei Kanäle: rot, grün und blau. In dem Dialog für die Kanäle können Sie einen Kanal an- oder abschalten, sowie andere Kanäle hinzufügen oder entfernen. Mit einem Klick auf das Auge links vor dem Kanalnamen schalten Sie den Status des Kanals um.
Pfade ermöglichen eine sehr komplexe Bearbeitung der aktuellen Auswahl Ihres Bildes. Jede Auswahl kann in Pfade umgewandelt werden, wodurch die Auswahl als Kurve behandelt wird, der Sie beispielsweise neue Punkte zur besseren Bearbeitung hinzufügen können.
Filter sind eine Reihe von vorprogrammierten Aktionen, die Ihr Bild entsprechend der vorgegebenen Optionen umwandeln. GIMP stellt Ihnen eine breite Auswahl von Filtern zur Verfügung, wie beispielsweise Verzerrungen, Rauscheffekte oder Bildverbesserungen. Entdecken Sie die Filter und probieren Sie sie an Ihrem Bild oder auch einzelnen Ebenen aus.
In den Dialogen bestimmen Sie die Optionen für die Werkzeuge der Werkzeug-Box. Wir behandeln hier stellvertretend für die vielen vorhandenen Dialoge diejenigen für die Farben und die Pinsel.
Benutzen Sie den Menüpunkt → zum Öffnen der Farbauswahl. Mit den Buttons im oberen Teil bestimmen Sie den „Farbraum“, den Sie für die Farbwahl benutzen wollen: GIMP (in dem Sie zur Farbwahl verschiedene Paletten benutzen können: Rot, Grün, Blau, Farbton, Sättigung und Farbwert); CMYK, Farbdreieck, Wasserfarben oder Schieberegler. Vorder- und Hintergrundfarben werden wie in der Werkzeug-Box von GIMP behandelt. Die ausgewählten Farben werden sofort nach der Auswahl aktiv. Als Faustregel gilt: versuchen Sie, mit RGB zu arbeiten. Dabei stehen Ihnen mehr Formate zum Speichern Ihres Bildes zur Verfügung.
Der GIMP ist zwar ideal für Webseiten, das professionelle Drucken aus GIMP heraus kann jedoch recht schwierig sein. Durch das Fehlen der PANTONE® Color Systems-Unterstützung ist GIMP nicht gerade ideal zur Druckvorbereitung, obwohl er mit CMYK-Bildern umgehen kann.
Intern unterstützt GIMP viele Druckermodelle und man kann Bilder durch GhostScript schicken oder in eine Datei drucken (PostScript). Dadurch ist das nicht-professionelle Drucken von Bildern relativ unproblematisch. Denken Sie daran, die Bildauflösung den Fähigkeiten Ihres Druckers anzupassen.
Zum Drucken unter GIMP stehen Ihnen eine Menge Online-Dokumente zur Verfügung, so dass wir Ihnen eine Vertiefung des Themas nur empfehlen können.
Plugins sind externe Anwendungen, die die eigentlichen Fähigkeiten eines Programmes erweitern. GIMP benutzt ebenso wie Adobe® Photoshop® eine große Anzahl von Plugins. Auch Sie können der Community weitere Plugins zur Verfügung stellen. Die meisten davon sind für die Benutzung und die Weitergabe freigegeben.
Zur Ansicht aller vorhandenen Plugins öffnen Sie den Menüpunkt → .
GIMP ist eine Anwendung für Bitmapgrafik. Für Firmenlogos, Diagramme, Karten oder jede Art von Zeichnungen (im Gegensatz zu Fotografien) sollte man eine Anwendung für Vektorgrafik bevorzugen.
Dia ist eine Anwendung zur Erstellung von Diagrammen und kann als Alternative zu Microsoft® Visio® benutzt werden. Es enthält einen Satz vorgefertigter Symbole für verschiedene Themengebiete. Wie GIMP bietet auch Dia viele gewohnte Funktionen in gewohnter Art. Rechtsklicks auf die Grafik öffnen Menüs und ermöglichen die Veränderung der vorliegenden Grafik. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Dia Website.
Sehr ähnlich zu Microsoft® Visio®. Kivio besitzt einen sehr umfassenden Stempel-Satz und kann sogar Formen aus Dia benutzen. Für einen Kenner von Microsoft® Visio® ist es einen Versuch wert. Weitere Informationen finden Sie auf der Kivio Website.
Inkscape könnte man als „Star“ unter den aktuellen Vektor-Zeichenprogrammen unter Linux bezeichnen. Im Unterschied zu Dia und Kivio können Sie mit Inkscape alles zeichnen, was Ihnen einfällt. Es ist eine sehr weit entwickelte Anwendung und steht unter GNU/Linux und Windows® zur Verfügung. Es speichert Ihre Zeichnungen normalerweise im Format SVG und erleichtert damit die Zusammenarbeit mit anderen Programmen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Inkscape Website.